Die meisten Menschen nehmen Ihre Umwelt stark über die Augen wahr. Kognitive Psychologen gehen davon aus, dass 60-80% der Wahrnehmungen visueller Art sind. Dies lässt sich vor allem daran erkennen, dass die Nervenbahnen, die visuelle Reize verarbeiten, deutlicher ausgeprägter sind als alle anderen „Nerven-Autobahnen“ zu den Sinnen Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen.
Außerdem werden die visuellen Reize besonders intensiv „vorverarbeitet“: Bevor die Reize im visuellen Cortex ankommen, werden Sie bereits einer starken Muster-Erkennung und Interpretation unterworfen. Diese Informationen werden dann an bestimmte Abschnitte des Gehirns weitergegeben.
Abkürzung: Vom Reiz zur Handlung – ganz ohne (Nach-)Denken
Sicherlich ist Ihnen das auch schon einmal passiert: Sie gehen einen Waldweg entlang, es ist schon etwas dämmerig, und plötzlich schrecken Sie zurück. Ist dort eine Schlange? Ganz automatisch stocken Sie mitten in der Bewegung. Sie spüren das Adrenalin in Ihren Adern: Flucht oder Kampf? Dann betrachten Sie das Objekt genauer und erkennen: Es ist nur ein Stock.
Was ist passiert? Der visuelle Reiz „Schlangen-ähnlich“ hat direkt ein automatisches Programm in Gang gesetzt („Achtung! Eventuell wird Flucht oder Kampf gebraucht…“). Erst später wird dieses Programm durch die bewusste Feststellung „Entwarnung! Keine Gefahr…“ wieder abgebrochen.
Unterhalb der Schwelle des Bewusstsein
Ohne dass es uns bewusst ist, laufen in unserem Gehirn täglich abertausende dieser Mini-Programme ab. Dabei geht es nicht immer nur um Gefahren, sondern z.B. auch darum, ob uns jemand positiv oder negativ gegenübersteht oder wie intelligent wir jemanden einschätzen. Es gibt auch viele dieser Mini-Programme, die mit unser Selbsteinschätzung zu tun haben. Betrachten Sie einfach einmal einige Zeit lang Ihr Spiegelbild und versuchen Sie, nicht zu werten. Sie werden feststellen: Das ist ganz schön schwierig.
Innenschau & Öffnung
In der Dunkelheit ist der visuelle Reiz vollkommen unterdrückt. Es können keine neuen visuellen Informationen von außen nach innen dringen. Dies hat zwei Auswirkungen, die wir uns in der Dunkeltherapie zu Nutzen machen:
- Das Gehirn ist ein „Informations-Junkie“. Sobald keine Informationen mehr von Außen nach Innen dringen, wendet es sich visuellen Erinnerungen und Bildern zu. Dies ermöglicht es, frühe Kindheitserinnerungen und verdeckte Traumata, ja, jede Art von internen visuellen Informationen sehr viel besser wahrzunehmen.
- Die Dunkelheit schafft einen Raum, in dem wir uns selbst und andere weniger stark bewerten. Dies ermöglicht es, dass man sich im Gespräch viel eher öffnet, intime Details teilt und Emotionen preisgibt. Diese Dynamik ist äußerst heilsam und einer der Gründe, warum während einer Dunkeltherapie bestimmte Transformationsprozesse deutlich schneller ablaufen als bei einer herkömmlichen Gesprächstherapie.